Ich bin Adrian und bin als besonderes Kind Heiligabend 2006 auf diese Welt gekommen. Besonders deswegen, weil ich seit meiner Geburt schwer behindert bin.
Irgendetwas (darauf haben die Ärzte leider keine Antwort) ist in Mamas Schwangerschaft passiert, dass ich eine Zeit lang leider nicht versorgt worden bin.
Dabei wurde ein Teil meines Gehirns geschädigt und ich kann die meisten Dinge, die andere Kinder können, nicht machen. Das nennen die Ärzte schwere cerebrale Bewegungsstörung. Meine Muskeln können dadurch einfach nicht normal funktionieren. Sie tun, was sie wollen und können nicht auf meine Befehle hören.
Ich schaffe es nicht, meinen Kopf und meinen Rumpf zu kontrollieren und deswegen wackel ich ganz oft hin und her. Meine Arme sind meistens ganz steif. Dadurch ist es für mich kaum möglich, irgendetwas gezielt zu greifen oder festzuhalten und man kann mich nur ganz schwer anziehen.
Ich kann weder sitzen, krabbeln, noch laufen. Ich kann nicht sprechen, nicht trinken und habe große Schwierigkeiten beim Essen. Damit ich aber trotzdem sitzen kann, habe ich einen Therapiestuhl und einen Rehabuggy. Aber Sitzen ist für mich nicht schön, außer ich sitze bei Mama oder Papa auf dem Schoß. Vielleicht habe ich ja mehr Spaß beim Sitzen, wenn ich doch endlich mal einen Rolli haben könnte. Stehen ist für mich viel angenehmer und dafür habe ich extra einen Steh-Ständer. Aber noch viel lieber laufe ich. Das liebe ich! Doch da ich das alleine nicht kann, bräuchte ich ein spezielles Gerät, nur leider kann man das noch nicht kaufen. Mich zu füttern ist schon eine große Herausforderung und nicht jeder kommt mit mir klar. Aber damit ich trotzdem satt werde und ich auch genügend Flüssigkeit bekomme, habe ich einen Schlauch im Bauch. Dadurch kann man (fast) alles in mich hinein bekommen, auch meine Medikamente (zum Glück, die brauche ich wenigstens nicht selber schlucken).
Meine Atmung ist oft sehr schwer und anstrengend für mich. Ich kann nicht husten und habe dadurch immer mit viel Schleim zu kämpfen. Im Winter ist es dann immer besonders schlimm für mich. Ich habe ständig heftige Infekte und es wird für mich nur noch schwieriger, zu atmen. Das mit dem Sprechen ist auch so eine komplizierte Sache. Ich versuche oft, viel zu erzählen, nur leider kommen keine Worte. Aber mit meinem Gesicht versuche ich zu zeigen, wie es mir geht oder was ich gerne möchte und mit meinen Augen kann ich ganz viel mitteilen. Vielleicht schaffe ich es ja später einmal, mich mithilfe eines Computers über meine Augen verständlich zu machen. Darauf bin ich schon sehr gespannt. Ich habe schon viele Krankenhausaufenthalte hinter mir und meine Eltern machen von Anfang an viele Therapien mit mir: Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Atemtherapie und Frühförderung. Das ermöglichen sie mir, damit ich möglichst viele Dinge lernen kann. Und auch wenn es nur ganz winzige Dinge sind, so sind es für mich oft riesige Schritte und ein Stück mehr Spaß am Leben.
Das Beste ist, wenn ich es durch die Therapie schaffe, mich zu entspannen. Dann bin ich ganz locker und kann plötzlich viel mehr. Eine Zeit lang habe ich Reittherapie gemacht. Das war riesig..... Leider ist das jetzt nicht mehr möglich. Eine neue Reittherapie müssten meine Eltern selbst bezahlen und das ist leider nicht machbar. Zur Zeit nehme ich an einem Projekt an der Uni Köln teil. Die haben mir für 6 Monate ein ganz tolles Therapiegerät, einen “Galileo“, geliehen. Das hat mir wieder viele kleine Dinge gezeigt. Gerne würden meine Eltern so ein Gerät anschaffen, aber das kostet leider soooo viel Geld.
Für die ganzen Therapien, Hilfsmittel und Medikamente müssen meine Eltern oft mit der Krankenkasse streiten. Das kostet ganz schön Nerven. Viele Dinge übernimmt die Krankenkasse nicht und meine Eltern müssen entweder selber zahlen oder schweren Herzens auf wichtige Dinge verzichten.
Dank meiner großartigen Familie und meiner tollen Therapeuten bin ich trotz allem ein lebenslustiger kleiner Junge (Mama sagt immer: mein Sonnenschein ;-)!
Ich liebe es ganz besonders, Quatsch zu machen, denn das kann ich am allerbesten und ich habe das charmanteste Lächeln. Oft sagen die Erwachsenen auch, ich hätte einen Dickkopf, nur weil ich genau weiß, was ich will und was nicht. Dann bin ich plötzlich ein Schlawiner, Schlumpf oder Schlingel - verstehe ich gar nicht....
Zur Zeit gehe ich mit Freude in den integrativen Kindergarten St. Monika. Ich habe viele Freunde dort und die Erzieherinnen sind wirklich toll und kümmern sich ganz prima um mich. Ich bin gerne dort, weil ich einfach nur Adrian sein kann. Manchmal mag ich gar nicht nach Hause, weil ich mich dort so wohl fühle.
Mein Leben ist für meine Familie sehr anstrengend und zeitintensiv. Und meine beiden großen Schwestern haben es oft nicht leicht, weil Mama und Papa so wenig Zeit für sie übrig haben. Aber trotzdem haben mich meine Schwestern ganz doll lieb, und ich genieße das sehr, denn ich finde meine Schwestern einfach spitze (auch wenn sie mich manchmal etwas nerven).
Ab und zu fahren meine Eltern mit mir und meinen Schwestern ins Kinderhospiz Balthasar nach Olpe. Ich finde es dort nicht so toll, weil meine Familie dann nicht so viel mit mir macht. Aber dafür können meine Eltern endlich mal durchatmen und sich etwas von dem anstrengenden Alltag zu Hause erholen und etwas mehr Zeit für meine Schwestern haben. Ich finde es viel besser, wenn wir in den Oster- und Herbstferien mit der ganzen Familie an die Nordsee fahren (Das machen sie extra nur wegen mir, weil es meiner Atmung gut tut)
Das ist für mich klasse: keine Termine, keine Therapien und dafür Mama, Papa und meine Schwestern rund um die Uhr!!
Unser Familienhund Betty, eine intelligente Labradormix-Hündin, wird nun als Therapiehund für mich ausgebildet. Wir haben uns für die Selbstausbildung eines Assistenzhundes entschieden. Die sonst üblichen hohen Anschaffungskosten können wir uns nicht leisten.
Betty kam aus dem Tierheim zu uns.
Das Training ist lustig und macht der ganzen Familie Spaß.
Immer wenn Queeny, die Labradorhündin meiner Therapeutin, zu Besuch kommt,
geht es mir richtig gut, dann kann ich so richtig relaxen. ;-)) Queeny ist auch ein Therapiehund, doch Queeny kann mich nur manchmal besuchen kommen. Ich finde es richtig klasse, dass ich nun meinen eigenen Therapiehund bekomme.
Betty ist auch eine wirklich goldige Hundedame. Und wenn Betty viel gelernt hat, nicht mehr so wild ist, darf sie vielleicht auch einmal mit in meine Kindergartengruppe, denn Therapiehunde helfen auch vielen anderen Menschen und schenken ihnen neue Lebensfreude.
Euer Adrian
Eine Tiertrainerausbildung ermöglicht die artgerechte Ausbildung zum Therapiehund.
Der Text und die Bilder dieses Beitrages sind Eingentum der Autoren.
Die Veröffentlichung erfolgt mit der Genehmigung der Autoren.
Dagmar Tennhoff
Aspastraße 15
59394 Nordkirchen
Telefon: 0 25 96/33 37
Prüfung für Assistenzhunde
Zugelassene qualifizierte Prüferin für Mensch-Assistenzhund-Gemeinschaften
im Sinne § 21 Absatz 2 AHundV durch das Ministerium für Arbeit und Soziales
Im Auftrag des Vereins Assistenzhunde e.V. prüfen wir nach den Vorgaben der derzeitig gültigen AHund Verordnung.
Erlaubnis § 11 Abs. 1 Nr. 8 f
des TierSchG